„Nur
wer sich selbst erkennt, wird reif für die Begegnung mit anderen.“
(Erwin Ringel) In den 50er und 60er Jahren wurde die Selbsterfahrungsgruppe als ein Werkzeug der Erziehung gesehen und nicht als Therapie. Allerdings schlug man dabei eine umfassende, stark humanistisch begründete Definition der Erziehung vor und argumentierte, dass Erziehung nicht nur das Erwerben von interpersonalen Fertigkeiten und Führungsqualitäten sei. Vielmehr ginge es um nichts Geringeres als die vollständige Entdeckung des eigenen Selbst und um die Entwicklung des gesamten individuellen Potentials. Als sich das Ziel der Gruppe von der Erziehung im herkömmlichen Sinn auf die persönliche Veränderung verschob, wuchs die Tendenz zur Namensänderung und der Begriff der Encountergruppe wurde in den 60er und 70er Jahren zum beliebtesten Ausdruck. Er bezeichnet eine Selbsterfahrungsgruppe, in der die Gruppenteilnehmer einander offen und ehrlich - ohne Masken und Verstellungen - begegnen und einander mit all ihren Gefühlen zeigen. Die damaligen Encountergruppenleiter forderten für alle Menschen das Recht auf Therapie. Diese sollte nicht weiter auf „Kranke“ beschränkt bleiben und sie argumentierten, dass man ja schließlich nicht krank sein brauche, damit es einem noch besser gehen könne und dass Therapie viel zu gut sei, um „nur“ auf Kranke beschränkt zu bleiben. Und tatsächlich arbeiteten sie in der Folgezeit vor allem mit den normalen, gesunden Menschen der Gesellschaft - arbeiteten mit Menschen, die nach objektiven Maßstäben sogar oft beträchtliche Erfolge errungen hatten. Das Encounter wurde bald zur beliebtesten Form des gruppendynamischen Trainings, weil es dem Bedürfnis vieler Menschen entgegenkommt, sich offen zu zeigen und ungeschminkte Begegnungen mit anderen Menschen zu erleben. Aus der Einsicht heraus, dass der Mensch ein fundamental soziales Wesen ist und nur aus seinen Beziehungen zu seiner Um- und Mitwelt verstanden werden kann, wurden Encountermethoden auch bald im klinischen Bereich genutzt und weiterentwickelt und die Gruppe wurde als zentrales Medium für persönliche Veränderungsprozesse erkannt. Auf Grund der Vielfalt der Beziehungen in einer Gruppe und der damit verbundenen Übertragungsmöglichkeiten wurde Gruppentherapie als „lebensnäher“ eingeschätzt als die Einzeltherapie, in der sich das Geschehen auf die Dyade Therapeut/ Klient beschränkt. Die Grenze zwischen klinischer Gruppenpsychotherapie und außerklinischer Selbterfahrungsgruppen gestaltete sich in der Folgezeit dabei durchaus fließend (Yalom). Frei
werden für die Wirklichkeit Das unabhängig von jedweder Organisation arbeitende Encounterzentrum Mitte ist ein Treffpunkt für Menschen, die die Selbstverantwortung in den Mittelpunkt ihres Lebens rücken. Sie haben beschlossen und erkannt, dass all sog. "Erlöser" versagt haben und der einzige gangbare Weg das ehrliche "sich-selbst-erlösen" ist. Hier findet man deshalb keine Gurus, sondern "Menschen wie du und ich", Menschen auf dem Weg zu sich selbst. Unser Zentrum ist dabei so entworfen und gestaltet, dass sowohl das "Außen" (Haus, Garten, kommunikative Treffpunkte, Alleinbelegung) wie auch das "Innen" (aufeinander abgestimmte Gruppenangebote, Einzelsitzungen) eine Atmosphäre fördern, in der Menschen lernen können in Harmonie und Freundschaft zu leben. Ein Motto unserer Gruppenangebote ist "das Leben lieben lernen" und durch die Fülle der Begegnungen (Encounter heißt Begegnung) und Beziehungen, im Sinne der Konfrontation mit eigenem Fehlverhalten und unangemessenen Einstellungen und Erwartungen, geraten sie, therapeutisch begleitet, zu einem Intensivkurs in Lebenskunde. Die Realität gewinnt wieder ungeschminkte Konturen, wir werden frei für die Wirklichkeit. Therapie
für Normale... In den 60er Jahren ging die zweite Generation westlicher Psychologen einen Schritt über Freud und Jung hinaus. Leute wie Fritz Perls, Abraham Maslow und Carl Rogers entdeckten, dass auch die sogenannten "Gesunden" oder "Normalen" unter Neurosen und Stress leiden, weil sie verdrängen und deshalb ihr Potential nicht ausschöpfen können. Aus dieser Entdeckung entstand das "Growth Movement", eine Bewegung, die sich der holistischen Psychologie widmete - der Erforschung der vollen Möglichkeiten des Menschen als einem gesunden, integrierten Wesen. Das wichtigste Werkzeug auf dieser Entdeckungsreise war die Therapiegruppe. Diese ging jetzt über die herkömmliche Arzt-Patient-Beziehung hinaus, da die Teilnehmer nun keine "psychisch Gestörten" mehr waren, die "gesund" werden wollten. Vielmehr waren es "gesunde" Menschen, die versuchten, mehr über sich selbst und ihre Verdrängungen zu erfahren, die versuchten ein Stück über das sog. "normale" Unglücklichsein hinauszuwachsen. …und
darüber hinaus Encounter
Heute sind in der westlichen Welt Encountertechniken und Gruppentherapiemethoden weit verbreitet, in pädagogischen Institutionen und in Kliniken, in der wachstumsorientierten und in der spirituellen Psychologie, in der interaktionellen Gruppentherapie und in der Sozialarbeit, in experimentellen Wohngruppen und Wohngemeinschaften, in der Personalausbildung der Geschäftswelt und in therapeutischen Gemeinschaften, in psychologischen Praxen und in Selbsterfahrungsgruppen... in immer mehr Organisationen, in denen der Mensch anderen helfen und dadurch sich selbst besser verstehen lernen muss. Therapie
und Meditation Meditation versprach eine Antwort darauf zu sein, und schnell verbreitete sich damals im Westen eine Vielzahl verschiedener Meditationstechniken. Die wagemutigeren unter den Suchern gingen in den Osten, nach Indien, dem Geburtsort der Meditation. Einige trafen dabei auf Osho und waren auf der Stelle von seinen dynamischen Meditationstechniken beeindruckt, die, speziell für den heutigen westlichen Menschen konzipiert, zunächst auf eine Entladung verdrängter Gefühle abzielten und erst dann den Menschen zu innerer Stille führten. Die Dynamische Meditation wie auch ihre "Schwester" Kundalini wurde bald eine Standardtechnik in westlichen Gruppen und therapeutischen Institutionen - und begleitet zusammen mit anderen modernen Meditationstechniken auch unsere Gruppenarbeit seit der Begründung dieses Zentrums. Wir erkannten, dass der heutige moderne Mensch zunächst durch einen tiefen Reinigungsprozess gehen muss, bevor er anfangen kann den Zustand der Meditation zu entdecken. Nur
im Standhalten vollzieht sich das Wunder des Wandels Nur dann folgt Stille und Klarsicht, nur dann verscheucht die Freude die alte Angst, nur dann kehrt der Mut und die Kraft zurück, in der eigenen Mitte Harmonie und Glück zu finden. Eine neu entwickelte Selbstsicherheit, ein gehobenes Selbstwertgefühl, tritt an die Stelle falscher Vorspiegelungen und äußerer Sicherheitsillusionen. Encounter ist dabei kein abgelöster Gruppenprozess, sondern eher Hilfe zur Selbsthilfe, ein Weg, der gelebt und angewandt werden will: Heile einen Menschen und er wird für einen Tag gesund sein. Lehre ihn sich selbst zu heilen und er wird sein Leben lang gesund sein. Lebe
statt gelebt zu werden! Wer sich entschlossen hat, den eigenen Wahrnehmungs- und Erfahrungsspielraum dementsprechend zu bereichern, findet im Encounter eine der effektivsten Kommunikationsmethoden, die in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden.
„Alles Positive, das du nicht ausdrückst,
lähmt die Atmosphäre, alles unausgedrückte Negative
vergiftet sie.“ (Suviro M. Faisst) Nicht nur im politischen, auch im therapeutischen und selbsterfahrerischen Bereich waren die 70- und 80iger Jahre eine Zeit des revolutionären Aufbruchs, Althergebrachtes wurde über Bord geworfen, Neues wurde enthusiastisch ausprobiert. Manches davon hielt den Erwartungen und Bedürfnissen der Menschen nicht Stand, sodass auch in der Folgezeit stets der Blick auf das Wesentliche gefordert war. Anfang der 80er Jahre entwickelte sich als Resultat der kritischen Überprüfung der verschiedenen Stile des Encounter und auf Anregung Oshos, der damals im Rahmen der Rajneesh International University Suviro M. Faisst zum Director des Osho Encounter Instituts ernannte und ihn dabei unterstützte statt immer nur neuen "modischen" Richtungen zu folgen, lieber die äußerst wirksame Encountermethodik ständig zu verbessern, zu verfeinern und in die Tiefe zu entwickeln, das "neue" Encounter. Das, was die Selbsterforschung und -entwicklung so spannend gemacht hatte, blieb größtenteils erhalten, ebenso das ehrliche Sich-Aufeinander-Beziehen als der grundlegenden therapeutischen Technik im Encounter. Aber die Gruppen selbst sind im Vergleich insgesamt realistischer geworden, reichen tiefer und sind eher sehr "liebevoll" als "hart" - als "hart" galt z.B. der berühmt-berüchtigte Synanon-Stil, in Wohngruppen Ex-Drogenabhängiger entwickelt, in dem der (unsinnige) Mythos vom Encounter als Aggressionsgruppe seinen Ursprung hat. Heute ist eine Zeit, in der die psychosoziale Belastung des Einzelnen durch Stress, Informationsüberflutung, seelische Verletzung und Überforderung stets zunimmt, was sich u. a. in der starken Zunahme psychischer Erkrankungen spiegelt. An diesem Punkt sind aber auch immer mehr Menschen bereit, neue Wege einzuschlagen und ganz pragmatisch zu schauen, was ihnen hilft. Sie sind auf der Suche nach neuer Lebensqualität und übernehmen selbst Verantwortung für ihr Wohlergehen und ihr Glück. Viele finden im Encounter Antworten bei ihrer Suche, denn die konkreten Erfahrungen in einer Encountergruppe befruchten alle Lebensbereiche, bringen Selbstentfaltung und ein (viel) Mehr an Lebensqualität und Lebensfreude. Zencountergruppen im Zentrum Mitte verknüpfen die Weisheit und Tiefe östlicher Lehren mit der Effizienz westlicher wissenschaftlich erprobter Methoden. Encounterphilosophie Die
dem Encounter zugrundeliegende Philosophie lässt sich kurz und vereinfacht
in Form einiger einfacher Regeln und Prinzipien verdeutlichen, die
den Teilnehmern als Richtlinien dienen, an Hand derer sie ihr alltägliches
Interaktionsmuster überprüfen und verändern können (zur Vertiefung
empfehlen wir das Buchskript von Suviro M. Faisst: "Prinzipien für
inneres Wachstum"). Will man Encounter im Spiegel dieser Regeln definieren, so erweist es sich als eine Methode, persönliche Beziehungen herzustellen, sich selbst zu erkennen und zu verändern auf der Grundlage von Offenheit und Ehrlichkeit, Selbstwahrnehmung und Selbstverantwortung, Körperbewusstsein, Beachtung der Gefühle und Betonung des Hier und Jetzt. Encounter steht der Therapie nahe, wenn es darum geht unsere inneren Fesseln zu lösen, nähert sich der Pädagogik und Spiritualität, wenn es eine weitgehende Entfaltung unserer persönlichen Fähigkeiten und unseres Potentials anstrebt und vermittelt im täglichen Leben eine Haltung in zwischenmenschlichen Beziehungen, die als Königsweg bei der Lösung interpersonaler Konflikte, sowie bei der Entwicklung von echter Freundschaft und Intimität gilt. Encounter
und individuelle Veränderung "Wie
konnte man früher nur…" Diese
Veränderungen werden im Encounter durch eine emotionale Erlebnisaktivierung
beschleunigt und vertieft. Sie gehen mit einem emotionalen Durcherleben
verdrängter oder beiseite geschobener Erfahrungen, oft auch mit
einer emotionalen Katharsis einher - wir heilen nicht allein über
den Verstand, sondern über die Einbeziehung der Gefühle,
Encounter ist ein emotionaler Prozess. Und in diesem Prozess behauptet
der Gruppenteilnehmer im Verhältnis zu wichtigen Personen aus der
Vergangenheit sein Recht, er selbst zu sein, er erfährt und erlebt:
"ich bin liebenswert und ich bin der Meister meines eigenen
Lebens!" Durch die ständige Entwicklung der inneren Achtsamkeit, sowie
durch das immer tiefere Kennenlernen der eigenen Gefühle entsteht
dabei eine Art feinere Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse: Wie geht
es mir? Was tut mir gut? Was behindert mich? Die Eigenverantwortung
wird nicht mehr auf die Umwelt abgeschoben. Das Leben wird ehrlicher,
sensibler, einfacher; es wird sinnlicher, intelligenter und abenteuerlicher
- bis man dann immer öfters amüsiert auf sich selbst zurückblickt:
"wie konnte man früher nur..."
Website
Encounterzentrum Mitte: www.zentrum-mitte.de |
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