Encounter im Zentrum Mitte -
Therapie für "Normale" und darüber hinaus

Suviro M. Faisst

„Nur wer sich selbst erkennt, wird reif für die Begegnung mit anderen.“ (Erwin Ringel)
Kleiner Abriss zur Geschichte der Encountergruppe
Der Begriff Encountergruppe (= Begegnungs-Gruppe) wurde Mitte der 60er Jahre von Carl Rogers geprägt. Davor war die häufigste Bezeichnung T-Gruppe, wobei T für Training in mitmenschlichen Beziehungen steht. Die erste T-Gruppe, die Ur-Erfahrungsgruppe, fand 1946 statt und wurde von Kurt Lewin und seinen Mitarbeitern geleitet. Sie entdeckten eher zufällig eine höchst wirksame Technik zur Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen: das Lernen aus Erfahrung. Sie fanden heraus, dass Gruppenmitglieder am effektivsten lernen, wenn sie das Interaktionsgeflecht, in das sie selbst eingesponnen sind, untersuchen. Und dass sie ungeheuer davon profitieren, wenn sie mit Beobachtungen ihres eigenen Verhaltens und seiner Wirkungen auf andere konfrontiert werden.

In den 50er und 60er Jahren wurde die Selbsterfahrungsgruppe als ein Werkzeug der Erziehung gesehen und nicht als Therapie. Allerdings schlug man dabei eine umfassende, stark humanistisch begründete Definition der Erziehung vor und argumentierte, dass Erziehung nicht nur das Erwerben von interpersonalen Fertigkeiten und Führungsqualitäten sei. Vielmehr ginge es um nichts Geringeres als die vollständige Entdeckung des eigenen Selbst und um die Entwicklung des gesamten individuellen Potentials.

Als sich das Ziel der Gruppe von der Erziehung im herkömmlichen Sinn auf die persönliche Veränderung verschob, wuchs die Tendenz zur Namensänderung und der Begriff der Encountergruppe wurde in den 60er und 70er Jahren zum beliebtesten Ausdruck. Er bezeichnet eine Selbsterfahrungsgruppe, in der die Gruppenteilnehmer einander offen und ehrlich - ohne Masken und Verstellungen - begegnen und einander mit all ihren Gefühlen zeigen. Die damaligen Encountergruppenleiter forderten für alle Menschen das Recht auf Therapie. Diese sollte nicht weiter auf „Kranke“ beschränkt bleiben und sie argumentierten, dass man ja schließlich nicht krank sein brauche, damit es einem noch besser gehen könne und dass Therapie viel zu gut sei, um „nur“ auf Kranke beschränkt zu bleiben. Und tatsächlich arbeiteten sie in der Folgezeit vor allem mit den normalen, gesunden Menschen der Gesellschaft - arbeiteten mit Menschen, die nach objektiven Maßstäben sogar oft beträchtliche Erfolge errungen hatten.

Das Encounter wurde bald zur beliebtesten Form des gruppendynamischen Trainings, weil es dem Bedürfnis vieler Menschen entgegenkommt, sich offen zu zeigen und ungeschminkte Begegnungen mit anderen Menschen zu erleben. Aus der Einsicht heraus, dass der Mensch ein fundamental soziales Wesen ist und nur aus seinen Beziehungen zu seiner Um- und Mitwelt verstanden werden kann, wurden Encountermethoden auch bald im klinischen Bereich genutzt und weiterentwickelt und die Gruppe wurde als zentrales Medium für persönliche Veränderungsprozesse erkannt. Auf Grund der Vielfalt der Beziehungen in einer Gruppe und der damit verbundenen Übertragungsmöglichkeiten wurde Gruppentherapie als „lebensnäher“ eingeschätzt als die Einzeltherapie, in der sich das Geschehen auf die Dyade Therapeut/ Klient beschränkt. Die Grenze zwischen klinischer Gruppenpsychotherapie und außerklinischer Selbterfahrungsgruppen gestaltete sich in der Folgezeit dabei durchaus fließend (Yalom).

Frei werden für die Wirklichkeit
Seit 35 Jahren schon gibt es das Encounterzentrum Mitte. Es ist bekannt vor allem für seine Encountergruppen, seine sehr wirkungsvollen Therapieprozesse, seine effektive Kombination zwischen Encountergruppenprozess und Einzeltherapie, wie auch für seine einfache und individuell gelebte Spiritualität, die, unabhängig von jeder Weltanschauung, alle Menschen willkommen heißt und in ihrem eigenen Wachstumsprozess unterstützt. Als Grundlage unserer Arbeit sehen wir die Wertschätzung, den Respekt und letztlich die Liebe für andere Menschen.

Das unabhängig von jedweder Organisation arbeitende Encounterzentrum Mitte ist ein Treffpunkt für Menschen, die die Selbstverantwortung in den Mittelpunkt ihres Lebens rücken. Sie haben beschlossen und erkannt, dass all sog. "Erlöser" versagt haben und der einzige gangbare Weg das ehrliche "sich-selbst-erlösen" ist. Hier findet man deshalb keine Gurus, sondern "Menschen wie du und ich", Menschen auf dem Weg zu sich selbst.

Unser Zentrum ist dabei so entworfen und gestaltet, dass sowohl das "Außen" (Haus, Garten, kommunikative Treffpunkte, Alleinbelegung) wie auch das "Innen" (aufeinander abgestimmte Gruppenangebote, Einzelsitzungen) eine Atmosphäre fördern, in der Menschen lernen können in Harmonie und Freundschaft zu leben.

Ein Motto unserer Gruppenangebote ist "das Leben lieben lernen" und durch die Fülle der Begegnungen (Encounter heißt Begegnung) und Beziehungen, im Sinne der Konfrontation mit eigenem Fehlverhalten und unangemessenen Einstellungen und Erwartungen, geraten sie, therapeutisch begleitet, zu einem Intensivkurs in Lebenskunde. Die Realität gewinnt wieder ungeschminkte Konturen, wir werden frei für die Wirklichkeit.

Therapie für Normale...
Sigmund Freud und sein Schüler C. G. Jung waren die ersten, die die Existenz des Unbewussten auf wissenschaftlich analytischem Wege entdeckten. Sie fanden heraus, dass immer, wenn ein Aspekt menschlichen Verhaltens verdrängt wird, er dabei nur unter die Schwelle des Normalbewusstseins sinkt und zur Ursache von Neurosen, Lebensunlustgefühlen, psychosomatischen Erkrankungen und anderen psychischen Störungen wird.
Anders gesagt, wenn sich eine Person nicht in ihrer Gesamtheit akzeptieren lernt, wird sie gespalten, "neurotisch". Verdrängung ist nie ein gangbarer Weg, kein Aspekt menschlichen Verhaltens sollte verleugnet werden. Eine radikale Verwandlung geschieht nur durch Verstehen und Verstehen ist nur über Erfahrung möglich, eine Erfahrung, die im Encounterprozess mit Ehrlichkeit und Achtsamkeit gekoppelt ist.

In den 60er Jahren ging die zweite Generation westlicher Psychologen einen Schritt über Freud und Jung hinaus. Leute wie Fritz Perls, Abraham Maslow und Carl Rogers entdeckten, dass auch die sogenannten "Gesunden" oder "Normalen" unter Neurosen und Stress leiden, weil sie verdrängen und deshalb ihr Potential nicht ausschöpfen können. Aus dieser Entdeckung entstand das "Growth Movement", eine Bewegung, die sich der holistischen Psychologie widmete - der Erforschung der vollen Möglichkeiten des Menschen als einem gesunden, integrierten Wesen. Das wichtigste Werkzeug auf dieser Entdeckungsreise war die Therapiegruppe. Diese ging jetzt über die herkömmliche Arzt-Patient-Beziehung hinaus, da die Teilnehmer nun keine "psychisch Gestörten" mehr waren, die "gesund" werden wollten. Vielmehr waren es "gesunde" Menschen, die versuchten, mehr über sich selbst und ihre Verdrängungen zu erfahren, die versuchten ein Stück über das sog. "normale" Unglücklichsein hinauszuwachsen.

…und darüber hinaus
Überall auf der Welt gingen nun die Therapeuten mehr und mehr von dem alten analytischen Modell zu einem neuen Erfahrungsmodell über. Anstatt den Menschen als Problem zu erfassen, das es psychologisch zu klassifizieren und "therapieren" gilt, griff die Vorstellung vom Menschen als Keim, als Same und Potential mehr und mehr um sich. Der Gestalttherapie Perls, der Logotherapie Frankls, sowie der Gesprächspsychotherapie Rogers, die eine der Hauptwurzeln des Encounter war, ist gemeinsam, dass sie den Menschen als ein Wesen auf der Suche nach Sinn begreifen und schöpferische, auf Selbstheilung zielende Kräfte innerhalb des Menschen postulieren. Psychotherapie ist aus dieser Sicht nicht mehr ein von außen gesteuerter Lernprozess, sondern eine Unterstützung des eigenverantwortlichen Bemühens nach Selbstverwirklichung und -entwicklung. Therapie war nicht mehr nur für "Kranke", sondern stellte nun auch für "Gesunde", und solche die darüber hinauswachsen wollten, eine Begleitung auf deren Weg dar.

Encounter
Als therapeutische Alternative zur ruhigen und sehr langen Psychoanalyse trat nun eine neue Bewegung auf: Encountergruppen. Sie erregten damals großes Aufsehen, erfuhren vor allem in den USA eine Periode ungeheuren Wachstums, wurden gefördert und wissenschaftlich untersucht, angegriffen und verteidigt. Carl Rogers schrieb: "Die Encountergruppe ist wohl die bedeutendste Erfindung dieses Jahrhunderts."

Heute sind in der westlichen Welt Encountertechniken und Gruppentherapiemethoden weit verbreitet, in pädagogischen Institutionen und in Kliniken, in der wachstumsorientierten und in der spirituellen Psychologie, in der interaktionellen Gruppentherapie und in der Sozialarbeit, in experimentellen Wohngruppen und Wohngemeinschaften, in der Personalausbildung der Geschäftswelt und in therapeutischen Gemeinschaften, in psychologischen Praxen und in Selbsterfahrungsgruppen... in immer mehr Organisationen, in denen der Mensch anderen helfen und dadurch sich selbst besser verstehen lernen muss.

Therapie und Meditation
In den frühen 70er Jahren begannen viele Pioniere des "Growth Movement" die Begrenztheit ihrer Experimente einzusehen. Die Gruppen gaben ihnen das Gefühl, entspannter, gesünder und liebesfähiger zu sein, aber irgendetwas fehlte. Das Ideal des integrierten Menschen entzog sich ihnen noch immer.

Meditation versprach eine Antwort darauf zu sein, und schnell verbreitete sich damals im Westen eine Vielzahl verschiedener Meditationstechniken. Die wagemutigeren unter den Suchern gingen in den Osten, nach Indien, dem Geburtsort der Meditation. Einige trafen dabei auf Osho und waren auf der Stelle von seinen dynamischen Meditationstechniken beeindruckt, die, speziell für den heutigen westlichen Menschen konzipiert, zunächst auf eine Entladung verdrängter Gefühle abzielten und erst dann den Menschen zu innerer Stille führten. Die Dynamische Meditation wie auch ihre "Schwester" Kundalini wurde bald eine Standardtechnik in westlichen Gruppen und therapeutischen Institutionen - und begleitet zusammen mit anderen modernen Meditationstechniken auch unsere Gruppenarbeit seit der Begründung dieses Zentrums. Wir erkannten, dass der heutige moderne Mensch zunächst durch einen tiefen Reinigungsprozess gehen muss, bevor er anfangen kann den Zustand der Meditation zu entdecken.

Nur im Standhalten vollzieht sich das Wunder des Wandels
Dieser Reinigungsprozess vollzieht sich im Encounter durch eine bewusste Abkehr vor der ständigen Flucht vor der Realität. Es erfolgt eine bewusste Hinwendung, ein Standhalten vor den Problemen des Lebens - denn nur im Standhalten, im ehrlichen Hinschauen vollzieht sich das Wunder des Wandels.
Man muss sich also zunächst z.B. der eigenen Unruhe öffnen und diesem beängstigenden Gefühl keine Abwehr entgegensetzen. Man muss dem Unbehagen ins Gesicht sehen und sich nicht in unzähligen Fluchtwegen verlieren - Pillen, Rauschmittel, aber auch Beziehungen, Essen, Religion, Esoterik, Fernsehen, Karrierestreben, Krankheit etc. können diese Funktion haben.

Nur dann folgt Stille und Klarsicht, nur dann verscheucht die Freude die alte Angst, nur dann kehrt der Mut und die Kraft zurück, in der eigenen Mitte Harmonie und Glück zu finden. Eine neu entwickelte Selbstsicherheit, ein gehobenes Selbstwertgefühl, tritt an die Stelle falscher Vorspiegelungen und äußerer Sicherheitsillusionen. Encounter ist dabei kein abgelöster Gruppenprozess, sondern eher Hilfe zur Selbsthilfe, ein Weg, der gelebt und angewandt werden will: Heile einen Menschen und er wird für einen Tag gesund sein. Lehre ihn sich selbst zu heilen und er wird sein Leben lang gesund sein.

Lebe statt gelebt zu werden!
Im Encounter geht es darum das Leben wieder lieben zu lernen, alte, lebensbeschränkende Konditionierungen aufgrund emotionaler Arbeit und eigener Einsicht fallenzulassen, das eigene, individuelle Potential zu aktualisieren, die Kunst befriedigender zwischenmenschlicher Begegnung und Beziehung zu erlernen.

Wer sich entschlossen hat, den eigenen Wahrnehmungs- und Erfahrungsspielraum dementsprechend zu bereichern, findet im Encounter eine der effektivsten Kommunikationsmethoden, die in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden.

„Alles Positive, das du nicht ausdrückst, lähmt die Atmosphäre, alles unausgedrückte Negative vergiftet sie.“ (Suviro M. Faisst)
Das "neue" Encounter - Ost trifft West

Wir arbeiten hier im Zentrum Mitte seit nunmehr 35 Jahren vor allem mit der Encountermethode, die als Königsdisziplin offener Gruppen und Verfahren humanistischer Psychologie gilt. Suviro M. Faisst befasst sich seit Jahrzehnten, zunächst im Rahmen einer Universität, später mit eigenem Institut schwerpunktmäßig mit Encounter und gehört zu seinen erfahrensten Pionieren, Weiterentwicklern und Kritikern.

Nicht nur im politischen, auch im therapeutischen und selbsterfahrerischen Bereich waren die 70- und 80iger Jahre eine Zeit des revolutionären Aufbruchs, Althergebrachtes wurde über Bord geworfen, Neues wurde enthusiastisch ausprobiert. Manches davon hielt den Erwartungen und Bedürfnissen der Menschen nicht Stand, sodass auch in der Folgezeit stets der Blick auf das Wesentliche gefordert war. Anfang der 80er Jahre entwickelte sich als Resultat der kritischen Überprüfung der verschiedenen Stile des Encounter und auf Anregung Oshos, der damals im Rahmen der Rajneesh International University Suviro M. Faisst zum Director des Osho Encounter Instituts ernannte und ihn dabei unterstützte statt immer nur neuen "modischen" Richtungen zu folgen, lieber die äußerst wirksame Encountermethodik ständig zu verbessern, zu verfeinern und in die Tiefe zu entwickeln, das "neue" Encounter. Das, was die Selbsterforschung und -entwicklung so spannend gemacht hatte, blieb größtenteils erhalten, ebenso das ehrliche Sich-Aufeinander-Beziehen als der grundlegenden therapeutischen Technik im Encounter. Aber die Gruppen selbst sind im Vergleich insgesamt realistischer geworden, reichen tiefer und sind eher sehr "liebevoll" als "hart" - als "hart" galt z.B. der berühmt-berüchtigte Synanon-Stil, in Wohngruppen Ex-Drogenabhängiger entwickelt, in dem der (unsinnige) Mythos vom Encounter als Aggressionsgruppe seinen Ursprung hat.

Heute ist eine Zeit, in der die psychosoziale Belastung des Einzelnen durch Stress, Informationsüberflutung, seelische Verletzung und Überforderung stets zunimmt, was sich u. a. in der starken Zunahme psychischer Erkrankungen spiegelt. An diesem Punkt sind aber auch immer mehr Menschen bereit, neue Wege einzuschlagen und ganz pragmatisch zu schauen, was ihnen hilft. Sie sind auf der Suche nach neuer Lebensqualität und übernehmen selbst Verantwortung für ihr Wohlergehen und ihr Glück. Viele finden im Encounter Antworten bei ihrer Suche, denn die konkreten Erfahrungen in einer Encountergruppe befruchten alle Lebensbereiche, bringen Selbstentfaltung und ein (viel) Mehr an Lebensqualität und Lebensfreude. Zencountergruppen im Zentrum Mitte verknüpfen die Weisheit und Tiefe östlicher Lehren mit der Effizienz westlicher wissenschaftlich erprobter Methoden.

Encounterphilosophie
Der Encounteransatz geht davon aus, dass Menschen das Potential zur geistigen und seelischen Gesundheit haben und über eine innere Freude und Motivation zu Wachstum, Lernen und kreativen Lösungen verfügen. Die Encountermethode ist wesensgemäß prozessorientiert und von ihrem Grundverständnis her ressourcen- und lösungsorientiert - verbunden mit der unmittelbaren Erfahrung im Hier und Jetzt.

Die dem Encounter zugrundeliegende Philosophie lässt sich kurz und vereinfacht in Form einiger einfacher Regeln und Prinzipien verdeutlichen, die den Teilnehmern als Richtlinien dienen, an Hand derer sie ihr alltägliches Interaktionsmuster überprüfen und verändern können (zur Vertiefung empfehlen wir das Buchskript von Suviro M. Faisst: "Prinzipien für inneres Wachstum").
Als Beispiel hier eine kleine Auswahl:
• Sei ehrlich und teil mit, sei aufrichtig dir selbst und allen anderen gegenüber.
• Achte auf deine Gefühle.
• Lebe jetzt und lebe hier.
• Übernimm die volle Verantwortung für deine Handlungen, Gefühle, Gedanken.
• Sprich für dich. Sag "ich" statt "man" oder "wir".
• Sprich direkt zu der Person, die du meinst und rede nicht über sie…
• Sei achtsam, lenke deine Aufmerksamkeit bewusst und mit Absicht auf dein aktuelles Erleben - und bewerte nicht

Will man Encounter im Spiegel dieser Regeln definieren, so erweist es sich als eine Methode, persönliche Beziehungen herzustellen, sich selbst zu erkennen und zu verändern auf der Grundlage von Offenheit und Ehrlichkeit, Selbstwahrnehmung und Selbstverantwortung, Körperbewusstsein, Beachtung der Gefühle und Betonung des Hier und Jetzt.

Encounter steht der Therapie nahe, wenn es darum geht unsere inneren Fesseln zu lösen, nähert sich der Pädagogik und Spiritualität, wenn es eine weitgehende Entfaltung unserer persönlichen Fähigkeiten und unseres Potentials anstrebt und vermittelt im täglichen Leben eine Haltung in zwischenmenschlichen Beziehungen, die als Königsweg bei der Lösung interpersonaler Konflikte, sowie bei der Entwicklung von echter Freundschaft und Intimität gilt.

Encounter und individuelle Veränderung
In Jahrzehnten der Arbeit mit dem "neuen" Zencounter habe ich immer wieder erleben dürfen, wie Menschen sich im Verlauf der Gruppenprozesse öffneten, ihr inneres Potential entdeckten und sich veränderten und ich war oft erstaunt über die Effektivität und den nachhaltigen Wandel, den diese Gruppen im Leben Einzelner auslösen. Ich persönlich bin mit Schutz, einem der Begründer des Encounter, der Meinung, dass eine einzige intensive Woche oft mehr Veränderung bringt als zwei, drei Jahre periodische Abendtherapiesitzungen und dass Zencountergruppen weit wirksamer sind als Einzelsitzungen. Ich habe oft in einer einzigen Gruppe mehr über den Menschen und natürlich mich selbst gelernt, als in den langen Jahren meiner Studienzeit und Therapie.

"Wie konnte man früher nur…"
Encounter heißt Begegnung, eine Begegnung, die einfachen Grundregeln folgt (s.o.). Der individuelle Veränderungsprozess im Zencounter beginnt meist mit dem zunehmenden Bewusstsein des Teilnehmers, welche seiner gedanklichen, verhaltensmäßigen und emotionalen Reaktionen unangenehm oder ineffektiv sind. Erreicht wird dies durch die umfangreiche und ehrliche Interaktion in der Gruppe, oder auch durch Konfrontation und Rückmeldung. Danach ist dann die Zeit gekommen, alternative Verhaltensmöglichkeiten auszuprobieren und zu festigen, mit Unterstützung der Gruppe Neues zu erlernen. Es ist die Zeit, sich selbst neu zu betrachten, das Bild, das man von sich gemacht hat, zu überprüfen, die Regeln, die man für sich aufgestellt hat, neu zu überdenken - um somit verzerrte Aspekte der eigenen Identität wieder "rund" werden zu lassen.

Diese Veränderungen werden im Encounter durch eine emotionale Erlebnisaktivierung beschleunigt und vertieft. Sie gehen mit einem emotionalen Durcherleben verdrängter oder beiseite geschobener Erfahrungen, oft auch mit einer emotionalen Katharsis einher - wir heilen nicht allein über den Verstand, sondern über die Einbeziehung der Gefühle, Encounter ist ein emotionaler Prozess. Und in diesem Prozess behauptet der Gruppenteilnehmer im Verhältnis zu wichtigen Personen aus der Vergangenheit sein Recht, er selbst zu sein, er erfährt und erlebt: "ich bin liebenswert und ich bin der Meister meines eigenen Lebens!" Durch die ständige Entwicklung der inneren Achtsamkeit, sowie durch das immer tiefere Kennenlernen der eigenen Gefühle entsteht dabei eine Art feinere Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse: Wie geht es mir? Was tut mir gut? Was behindert mich? Die Eigenverantwortung wird nicht mehr auf die Umwelt abgeschoben. Das Leben wird ehrlicher, sensibler, einfacher; es wird sinnlicher, intelligenter und abenteuerlicher - bis man dann immer öfters amüsiert auf sich selbst zurückblickt: "wie konnte man früher nur..."

 

Vom Encounter zum Zencounter

Suviro M. Faisst befasst sich seit 1974 vor allem mit Encounter, dem Hauptverfahren humanistischer Psychologie und gehört zu seinen erfahrensten Pionieren, Weiterentwicklern und Kritikern. Ausgebildet ist er in einer Vielzahl von Methoden humanistischer und spiritueller Psychologie und arbeitet seit über 40 Jahren mit Therapie-, Selbsterfahrungs- und Ausbildungsgruppen, davon u. a. 3 Jahre im Leitungsteam des Gruppentherapiecurriculums der Universität Würzburg, später an der VHS und als Dozent für Gruppenarbeit an der Fachhochschule.

Er beendete sein Psychologiestudium mit der Auszeichnung summa cum laude und arbeitete danach als Dipl.-Psych. an Universität und psychotherapeutischer Beratungsstelle. Nach einigen Jahren unzufrieden geworden mit den Resultaten der akademischen westlichen Psychologie brach er 1978 zu einem Forschungsaufenthalt nach Indien auf, um die Möglichkeit der Integration von östlichen Wachstumsmethoden und westlichen Therapieansätzen zu untersuchen und studierte dort zudem zwei Jahre Meditation und Verfahren spiritueller Psychologie.

Nach seiner Rückkehr begründete er 1979 das Chetana, ein Zentrum für Selbsterfahrung, Therapie und Meditation und baute in den Folgejahren eine spirituell-therapeutische Gemeinschaft auf. 1983 ernannte ihn Osho zum Director des Osho Encounter Instituts und 1985 begründete er das heutige Encounter- und Seminarzentrum Mitte.
Als Resultat der kritischen Überprüfung der verschiedenen Stile des Encounterverfahrens entstand im Laufe der Jahre ein "neues" Encounter, ein Encounter in dem die Weisheit und Tiefe östlicher Lehren mit der Effizienz westlicher wissenschaftlich erprobter Methoden verknüpft sind. Das, was die Selbsterforschung und -entwicklung so spannend gemacht hatte, blieb größtenteils erhalten, ebenso das ehrliche Sich-Aufeinander-Beziehen als der grundlegenden therapeutischen Technik im Encounter. Aber die Gruppen haben im Vergleich zu früher mehr mit dem wirklichen Leben zu tun, reichen tiefer, integrieren Meditation und Therapie, sowie die Prinzipien der Achtsamkeit und Bewusstheit und gelten als authentisch wie auch sehr liebevoll.
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, wie wir mit allem, was uns betrifft, umgehen können:
1) Unterdrücken,
2) Ausdrücken,
3) Beobachten.
Unterdrücken hat uns krank oder unnatürlich gemacht und ist wahrscheinlich ein Grund, warum wir Therapie- oder Selbsterfahrungsgruppen besuchen.
Ehrliches Ausdrücken - im Westen bekannt - befreit.
Beobachten - im Osten bekannt - transformiert.

Die Verknüpfung von Ausdrücken (westliche Therapiemethoden) und Beobachten (östliche Meditationsmethoden), das gemeinsam akzeptierte Nebeneinander der Weisheit von beidem, ergibt im Zencounter eine Synthese der Therapie des Westens und der Mystik des Ostens. Sie zielt auf den ganzen Menschen, einen Menschen, der die Essenz von Ost und West verbindet, einen Menschen, der geistig wie körperlich unermesslich reich ist, einen Menschen, der sowohl fähig ist, in vollen Zügen ein physisches Leben zu führen, als auch in stiller Meditation zu sitzen.
Lange schon überfällig haben wir uns deshalb bei der Kennzeichnung der Arbeit von Suviro M. Faisst vom Begriff Encounter verabschiedet und das ZENcounter eingeführt.

 

Unsere besonderen Merkmale

Hohe Therapie- und Kommunikationskultur
"Alles wirkliche Leben ist Begegnung" erkannte der Philosoph Martin Buber und stellte zudem fest: "Der Mensch wird erst am Du zum Ich." Encounter heißt Begegnung und gehört schon seit Jahrzehnten zu den wirksamsten und einflußreichsten humanistischen Psychotherapie-Methoden der Gegenwart. Das Grundklima einer Encountergruppe wird geprägt von Ehrlichkeit und Leichtigkeit, von Achtsamkeit und Nähe, von Gefühlswahrnehmung und Humor. Dies sorgt für ein hohes, sehr lebendiges Energieniveau und dafür, dass die Atmosphäre heilend wirkt. Teilnehmer erleben ein wertschätzendes Miteinander, machen, therapeutisch begleitet, heilende Beziehungserfahrungen und lernen die Person kennen, von der sie sprechen, wenn sie „Ich“ sagen. Zencounter unterstützt jeden Teilnehmer zum einen bei der Entwicklung von ganzheitlicher Gesundheit und zum anderen bei der Wahrnehmung und Verwirklichung ihres Bedürfnisses nach erfülltem Sein, sowie nach sinnvollem Tun in Gemeinschaft und Gesellschaft.

Emotionale Erlebnisaktivierung
Encounter ist ein emotionaler Prozess und so heilen wir nicht nur über den Verstand und die Beachtung der Prinzipien Achtsamkeit und Bewusstheit, sondern ganzheitlich über eine Betonung und Einbeziehung der Gefühle. Ziel der Arbeit im Zentrum Mitte ist die Entfaltung des menschlichen Potentials zu erfülltem Menschsein von Individuen und Gruppen in ihren sozialen Bezügen.

Außergewöhnliches Erfahrungs- und Lernumfeld
Damit Persönlichkeitsentwicklung und Entfaltung auch wirklich stattfinden, brauchen wir intensive und bewegende Erfahrungen und Begegnungen, die zu nachhaltigen Lernprozessen führen - bloßes Wissen alleine genügt nicht. Unsere Encounterseminare laden dich ein in eine Umgebung in der psychologisches Wachstum leicht fällt, die eigene Entwicklung tief reicht und dabei zudem auch noch viel Spaß macht.

Spirituelle Orientierung
Transzendenz - die Fähigkeit und Möglichkeit über sich hinauszuwachsen - ist ein wesentliches menschliches Potential. Die Suche nach Sinn, wie auch die Suche nach sich selbst, ist dabei stets individuell und auch stets eine Aufgabe fürs ganze Leben. Unsere Zencounterseminare widmen sich der Frage, wie du deine Beschränkungen, die dich daran hindern, dein verfügbares Potential zu leben, überwinden kannst. Entscheidend ist was wir sind und nicht, was wir haben. Alle, die lernen wollen, die vertraute, gesellschaftlich geprägte Realität unterscheiden zu lernen von jener umfassenden Wirklichkeit, die nur durch persönliche Erfahrung wahrgenommen werden kann, finden in einer Zencountergruppe ihre ureigenen Antworten.

Therapie für Gesunde
Therapie ist viel zu gut sei, um „nur“ auf Kranke beschränkt zu bleiben. Encountergruppenleiter forderten deshalb schon sehr früh das Recht auf Therapie für alle Menschen und argumentierten dabei, dass man ja schließlich nicht krank sein brauche, damit es einem noch besser gehen könne.

 

 

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